Wanderfalken

Wanderfalken an der Andreaskirche

Quelle: Frank Derer
Wanderfalke – falco peregrinus
Seit vielen Jahren freuen sich ornithologisch interessierte Hildesheimer*innen über die Anwesenheit spektakulärer Greifvögel im Stadtgebiet. Zum einen ist es der Uhu, der sich eigentlich den Hildesheimer Dom als Brutplatz ausgesucht hatte, in der Brutsaison 2022 jedoch ausnahmsweise auf die Lambertikirche ausgewichen war.
 
Zum zweiten sind es Wanderfalken, die sich seit fast 20 Jahren am Turm der Andreaskirche herumtreiben. Anders als die lateinische Artbezeichnung „peregrinus“ vermuten lässt, was soviel wie „Fremder“ oder „Herumtreiber“ bedeutet, scheint der Turm mit einer Höhe von 114,5 Metern eine geradezu magische Anziehungskraft auf die eleganten Flieger auszuüben, sodass sie regelmäßig in der Nähe der Andreaskirche bei ihren Jagdflügen beobachtet werden können.
Begeisterte Vogelschützer ließen im Winter 2006/2007 den Blicken durchs Fernglas Taten folgen: Dieter Goy und Alistair Hill vom Ornithologischen Verein Hildesheim (OVH) bauten in etwa 100 m Höhe einen Nistkasten in den Turm ein, der von den Falken bereits 2007 genutzt wurde, um eine Brut großzuziehen.
Seit 2007 brüten die Wanderfalken jedes Jahr in dem Nistkasten. Der große Zeitraum bis heute lässt vermuten, dass es sich bei den Altvögeln mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr um die Erstbezieher aus 2007 handelt, was zugleich als Beleg für die Attraktivität des Brutplatzes gedeutet werden kann.
Im Oktober 2012 wurde die Andreasgemeinde vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) für ihr Engagement im Natur- und Artenschutz mit der Plakette „Lebensraum Kirchturm“ ausgezeichnet.
Der Auszeichnung folgte die Installation einer Kamera, mit deren Hilfe das Treiben im Brutkasten auf einem Monitor im Erdgeschoss des Turms beobachtet werden konnte. Diese Möglichkeit wurde einige Jahre genutzt – nachweislich in den Jahren 2012, 2013 und 2014.
Zwei Abiturientinnen der Robert-Bosch-Gesamtschule verhalfen den Wanderfalken an der Andreaskirche im Frühjahr 2016 zu weiterer Popularität:  Im Rahmen eines Projekts für den Wettbewerb JUGEND FORSCHT wurden die Falken an mehreren Samstagen vom Vorplatz aus mit Spektiven und Ferngläsern beobachtet und interessierte Passant*innen durch Informationen und die Einladung zum eigenen Blick durch das Spektiv ausdrücklich mit einbezogen. Die Hildesheimer Tageszeitung berichtete in mehreren bebilderten Artikeln über diese gelungene Aktion.
 
Vor einigen Jahren erinnerten sich Mitglieder der Arbeitsgruppe Eulenschutz des NABU Hildesheim an die Wanderfalken und stellten fest, dass der Kasten an der Andreaskirche seit einigen Jahren nicht mehr betreut wurde. Mit der Aktion „Lebensraum Kirche“ hatte sich das Tätigkeitsfeld der Gruppe ohnehin auch auf tagaktive Kirchenbewohner erweitert, sodass die Betreuung der Wanderfalken von den Eulenschützern in Absprache mit den Kirchenvertreter*innen mit übernommen wurde.
Im Rahmen mehrerer Turmbesteigungen seit 2022 wurde die nicht mehr funktionsfähige Kamera demontiert, der Kasten neu ausgerichtet und gegen Sturm gesichert sowie von Grund auf gereinigt.
Die letzte Inspektion am 17. November wurde von mindestens einem um den Turm kreisenden Falken „kontrolliert“. Der Blick in den Kasten legt eine zeitnahe erneute Reinigung nahe – Berge von Nahrungsresten und weitere Spuren lassen vermuten, dass die Wanderfalken auch 2023 in „ihrem“ Kasten gebrütet haben.
Quelle: Webcam Marienkirche Minden
Wanderfalke beim Füttern der Jungen
Aktuell befindet sich das Projekt „Installation einer neuen Kamera“ auf dem Weg in die Realisierungsphase.
In Zusammenarbeit von Naturschützer*innen mit Gemeindeverantwortlichen wird es hoffentlich bald (wieder) möglich sein, dem „Peregrinus“ in die Kinderstube zu schauen, ohne die scheuen Vögel bei ihrem Brutgeschäft zu stören ...